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29. Februar 2020 | Schiebi, schiebo, wem soll die Schiebe go?
Schiebi, schiebo, die Schieebe soll go, die Schiebe soll suure, em [Name des Opfers] an d’ Schnurre.
Schiebi, schiebo, wem soll die Schiebe go? Die Schiebe soll em … go. Goht sie nit, so gilt sie nit.
Einen typischen "Seefelder" Schiebefier-Spruch gibt es nicht. Gerne werden aber die Bugginger oder Betberger an der Stelle des Opfers eingesetzt. Am häufigsten wird allerdings der Spruch „Die Schiebe soll em … go.“ Und das „Goht sie nit, so gilt sie nit!“ wird meistens nur nach Bedarf angehängt.
Die Siebtklässler von Seefelden, die auch "Meisterbuben" oder "Dernschleipfer" genannt wurden, holzten nach der Weinlese mit Genehmigung der Weinbauern unwegsame Rebhänge ab. Der amtierende Bürgermeister prüfte ihre Arbeit. Die teilweise dornigen Äste wurden auf dem Scheibenfeueracker zu perfekten Haufen geschichtet. In der Mitte musste ein genau abgemessenes, quadratisches Feuerloch positioniert werden.
Dazu kam dann noch "Holz un Strauh", das die Siebtklässlern im Dorf gesammelt hatten. Die Konfirmanden und ältere Jugendliche durften an diesem heidnischen Brauch nicht mehr mitwirken. Mit Vers „Holz un Strauh, genn is au! Un isch e guedi Frau im Huus, so git sie au e Welle us!“ zogen die Kinder durchs Dorf (Welle(n) sind Bündel aus (Reb-)Holz, das zum Anfeuern benötigt wurde). Das Holz fand seinen Einsatz für das Scheibenfeuer, das Stroh wurde an den Seefelder Farrenstall für das Vieh verkauft.
Sobald mehrere "Haufen" – ein großer mit einer Hexe an der Spitze (Dornshuffe) sowie mehrere kleinere "Klotzhiffe" zum Anzünden der Scheiben aufgesetzt waren – musste Wache ("Wachnacht") gehalten werden. Es musste verhindert werden, dass Jugendliche aus den Nachbargemeinden die Haufen anzünden.
Bis heute wird in Seefelden der große Haufen erst nach dem Preisscheibenschlagen angezündet und alle warten darauf, dass die Hexe brennt.
Genaue Daten, ab wann es das Scheibenfeuer gibt, existieren leider nicht. Von 1973 bis 2006 übernahmen die "Ruesgückle", eine Seefelder Fasnets-Clique, die sich dann im Jahr 2000 auflöste sowie die Freiwillige Feuerwehr die Bewirtung am Seefelder Scheibenfeuer. Die Jugendfeuerwehr sammelte im Ort Holz und Stroh bis zum Jahr 2017. Ab 2007 organisierte, die damals neu gebildete "IG Scheibenfeuer Seefelden", das Scheibenfeuer zum ersten Mal. Seit 2018 wird von der IG auch Holz und Stroh gesammelt.
Die "Meisterbuben" oder "Dernschleipfer", die für das Scheibenfeuer verantwortlich waren, übernahmen ein paar Wochen später – an Lätare – den Hisgier, der auch heute noch von den Siebtklässlern gestellt wird.