Dr Hisgir soll ufgumpe, Halelialieis!
In Seefelden wird der Hisgir (auch Hisgier oder Hißgir) an Lätare durch das Dorf geführt. An diesem Tag, einem Sonntag, einem Freudentag, da Ostern näher rückt, ist die Fastenzeit zur Häflte vorbei. Die Strohgestalt des Hisgir, als Symbol des Winters trifft dann auf die Gestalt des Maidlihisgirs oder auch Uuffertbrut genannt (Maibraut) als Symbol des Sommers. Beide ringen um die Vorherrschaft.
"Schon Wochen vorher wird von den Buben und Mädchen ganz geheim der Hisgir gewählt. (...). Am frühen Morgen wird der Hisgir ganz in Stroh gehüllt, an Armen und Beinen in Zöpfe geflochten. Um die Schultern und Hüften werden Drahtreife gelegt. Rings um den Oberkörper befestigt man Strohbündel, die über dem Kopf zusammengebunden werden. Den Abschluß bildet ein Strauß aus Buchs. Schließlich wird der Anzug des jetzt unkenntlichen Jungen mit Schellen behängt." (Jost, W., Schlenker, H., in: Buggingen – Eine Markgräfler Gemeinde im Wandel der Zeit, Hrsg. Gemeinde Buggingen, Freiburg 1978, Seite 297)
Der Begleiter des Hisgir klopft mit einem bis zu vier Meter langen Stock an die Dächer der Häuser im Ort und ruft zusammen mit den anderen der Gruppe:

Hüt isch Mitti Faschde,
Halelialieis!
Me wird is Chiechli bache,
Halelialieis!
Mer höre d'Frau in d'Chammere goh,
Halelialieis!
Si wird is Eier in Anke schlo,
Halelialieis!
Mer höre s' Fässli rumple,
Halelialieis!
Dr Hisgir soll ufgumpe,
Halelialieis!
Am anderen Ende von Seefelden beginnen gleichzeitig die Mädchen mit der Uuffertbrut durch das Dorf zu ziehen. Die ganz in Weiß gekleidete, mit farbigen Bändern, einem Schleier und goldener Krone geschmückte und verhüllte Gestalt sowie ihre Begleiterinnen singen Frühlingslieder und rufen den gleichen Vers wie die Jungen. Von Haus zu Haus wird durch diesen Heischevers um Spenden wie Eier, Mehl, Butter und andere Gaben gebeten, die dann später bei einem gemeinsamen Mahl gegessen und verteilt werden.
Wenn sich die beiden Gruppen auf ihrer Tour treffen, kommt es zur Auseinandersetzung, die den Kampf des Winters gegen den Sommer symbolisiert. "... kommt es zu höhnendem und heftigem Wortwechsel, der oft in handgreiflichen Streit ausartet. Meistens müssen dann die Mädchen in ein Haus flüchten, um sich vor den Schlägen der Buben zu retten." (Jost, W., Schlenker, H., in: Buggingen – Eine Markgräfler Gemeinde im Wandel der Zeit, Hrsg. Gemeinde Buggingen, Freiburg 1978, Seite 298).
Beide Figuren gehen auf Traditionen zur Austreibung des Winters zurück. Über die Bedeutung des Wortes Hisgir gibt es unterschiedliche Deutungen. Der Ursprung läßt sich nur schwer zurückverfolgen. Eine schöne und eingängige Deutung geht bei der Silbe gier von Ungheuer, etymologisch abgeleitet vom Mittelhochdeutschen gehiure, aus. His dagegen kann verstanden werden als hutzen, das springen oder umherlaufen, auf Besuch gehen bedeutet (siehe Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache). Eine weitere aus der neueren Sprachforschung stammende Deutung geht von einer Ableitung vom althochdeutschen sisa-gomo (Uhu) als Ursprung aus (Ruth-E. Mohrmann, Volker Rodekamp, Dietmar Sauermann (Hg.), Volkskunde im Spannungsfeld zwischen Universität und Museum. Festschrift für Hinrich Siuts zum 65. Geburtstag, Beiträge zur Volkskultur in Nordwestdeutschland 95, Münster/New York). Ein wissenschaftlich fundierter Beleg des Ursprungs liegt bislang aber nicht vor – es kann also weiter geforscht werden.